Am Fuβe des Nevado Huascarán, des mit 6768 m höchsten Gipfels in Peru und den Tropen überhaupt, liegen inmitten einer üppigen andinen Kuturlandschaft scheinbar friedlich das Dorf Ranrahirca auf einem Schwemmfächer und die Stadt Yungay etwas erhöht nördlich davon. Mehr als 4000 Höhenmeter liegen zwischen dem blühenden Tal des Río Santa und den beiden eisigen Gipfeln des Huascarán. Aber warum ist Yungay auch als Ciudad sepultada, zu Deutsch begrabene Stadt, bekannt? Und was hat dies mit dem fast 20 km entfernten Huascarán zu tun? 1962 und 1970 haben sich hier dramatische Ereignisse abgespielt, die das Tal geprägt und sich tief in das Gedächtnis der Bevölkerung eingebrannt haben.
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Die Schlammlawinen von 1962 und 1970
Im Jahr 1962 brachen etwa drei Millionen Kubikmeter Eis und Fels vom Nordgipfel des Huascarán ab. Der initiale Felslsturz nahm Schnee, Eis und Schutt auf und entwickelte sich so zu einer Schlammlawine von 13 Millionen Kubikmetern, die sich auf den Schwemmkegel von Ranrahirca ergoss, das Dorf zerstörte und hunderte oder sogar tausende Todesopfer forderte.
1970 löste dasselbe Erdbeben, das auch Huaraz zerstörte, einen Fels-Eissturz von 7,5 Millionen Kubikmetern von derselben Stelle wie 1962 aus. Was könnten die Folgen dieses Ereignisses gewesen sein?
Ereignis von 1970
Simulationen: r.avaflow | Hintergrundfoto: Walter Welsch, Juli 1970, modifiziert
Das Campo Santo von Yungay
Das unter mehreren Metern Schlamm begrabene Yungay wurde aufgegeben und etwas weiter nördlich neu angelegt. Das alte Yungay ist als Campo Santo, Heiliges Feld, bekannt, und dient als Gedenkstätte. An die Stadt erinnern noch einige weiβ markierte Palmen die im Schatten der Kathedrale das Unglück überlebt haben, ein paar kärgliche Reste der Kathedrale selbst, ein zerstörter Bus und der Friedhofshügel.
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Vom Naturereignis zur Katastrophe
Wie könnten die Bewohner von Yungay die Katastrophe von 1970 erlebt haben? Versuche dich in ihre Situation zu versetzen und erzähle deine Geschichte. Was würdest du tun, um dich zu retten?
Señora Rosa war eine der wenigen Überlebenden der Katastrophe von 1970. Sie war 11 Jahre alt und befand sich im Zirkus Berolina am Rande des Stadtgebietes von Yungay, als an jenem sonnigen Sonntagnachmittag des 31. Mai das Erdbeben die Häuser zum Einstürzen brachte. Drei Minuten später sah sie dann durch den Staub der zerstörten Lehmziegel die Schlammlawine über dem Cerro Aira auftauchen.
Lass Señora Rosa erzählen, wie sie die Katastrophe erlebt hat.
Evans, S. G., Bishop, N. F., Smoll, L. F., Murillo, P. V., Delaney, K. B., & Oliver-Smith, A. (2009). A re-examination of the mechanism and human impact of catastrophic mass flows originating on Nevado HuascarĂ¡n, Cordillera Blanca, Peru in 1962 and 1970. Engineering Geology 108(1-2): 96-118 [Quelle öffnen]
Mergili, M., Frank, B., Fischer, J. T., Huggel, C., & Pudasaini, S. P. (2018). Computational experiments on the 1962 and 1970 landslide events at HuascarĂ¡n (Peru) with r. avaflow: Lessons learned for predictive mass flow simulations. Geomorphology 322: 15-28 [Quelle öffnen]
Film The Andes give, the Andes take mit Ausschnitt zu Yungay [Film öffnen]