Der Osorno, eingebettet zwischen dem Lago Llanquihue und dem Lago Todos Los Santos gilt als eines der schönsten Beispiele eines fast perfekt geformten Schichtvulkans. Der 2652 m hohe Vulkan, dessen Gipfel von einer Eiskappe bedeckt ist, brach letztmals im 19. Jahrhundert aus. Seine Häge werden zum Teil als Schigebiet genutzt, wurden teils jedoch auch in Form des Nationalparks Vicente Perez Rosales unter Schutz gestellt. Der Vulkan (abgesehen von vom Gipfelbereich) und seine Umgebung sind gut zugänglich, und von seinen Hängen bietet sich ein weiter Blick über den Lago Llanquihue hinweg zu einem anderen Schichtvulkan, der in letzter Zeit mehr Aufmerksamkeit erregt hat als sein groβer Bruder: der Calbuco.
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Der Vulkan Osorno und seine Umgebung
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Luftbild des Volcán Osorno, Blick in östliche Richtung: den Vordergrund bildet der Lago Llanquihue, während rechts hinter dem Vulkan der Lago Todos Los Santos zu sehen ist. Die Waldgrenze an der Westseite des Vulkans liegt bei ca. 1200-1300 m Meereshöhe, während auf der Südseite das Waldwachstum nicht mit der Hangdynamik mithalten kann, weshalb der Südbuchenwald bereits bei ca. 700 m in Fluren aus vulkanischem Lockermaterial übergeht.
Der Vulkan Calbuco: ein unruhiger Zeitgenosse
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Diese Serie von Falschfarben-Satellitenbildern (Vegetation ist in rot dargestellt) zeigt den Vulkan Calbuco zu drei verschiedenen Zeitpunkten in den Jahren 2015 und 2016.
Beschreibe die einzelnen Szenen und beobachte dabei ganz besonders die Unterschiede zwischen der ersten und der dritten Szene. Mit dem Wissen zum Vulkan Osorno und zum Vulkan Puyehue-Cordón Caulle wird es dir dann leicht fallen, die folgenden Fragen zu beantworten:
Datengrundlage: Landsat | Bandkombinationen 5-4-3 von Landsat 8
In der ersten Szene dominiert offensichtlich dichter Wald, der nur durch den Vulkan im Zentrum unterbrochen wird. Der Gipfelbereich des Vulkans scheint von einer Eiskappe bedeckt zu sein. Von hier aus durchschneiden radial verschiedene Täler die Hänge des Vulkans, wobei auf der Nordseite zumindest ein früherer Lahar zu sehen ist.
Ein Groβteil der zweiten Szene ist durch Wolken oder Aerosole verschleiert. Vom Gipfelbereich des Vulkans steigt in Richtung Süden eine dichte Wolke auf. Ganz offensichtlich befindet sich der Vulkan gerade im Stadium einer explosiven Eruption, so dass gröβe Mengen an vulkanischem Lockermaterial (Asche, Lapilli, Blöcke und Bomben) in die Atmosphäre geschleudert werden. Der Schleier an Aerosolen der die Szene überzieht steht mit hoher wahrscheinlichkeit in Beziehung zu der Eruption.
In der dritten Szene - im Sommer des darauffolgenden Jahres aufgenommen - ist die Sicht wieder klar. Jedoch ist die Eiskappe das Vulkans verschwunden, und der vegetationsfreie bzw. vegetationsarme Bereich ist im Vergleich zur ersten Szene gröβer geworden und ist zudem diffus begrenzt - dies betrifft vor allem die Nordostseite des Vulkans und weist auf die Ablagerung vulkanischen Lockermaterials hin. Einige Täler, die in der ersten Szene noch mit Vegetation bedeckt waren, sind jetzt generell vegetationsfrei - ein Hinweis auf das Auftreten von Laharen. All diese Beobachtungen stehen mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit der in der zweiten Szene dargestellten Eruption.
Die Eruption des Calbuco - der hier im Februar 2016 aus nordöstlicher Richtung von den Hängen des Osorno zu sehen ist - begann am 22. April 2015 und fand in drei Schüben statt. Lockermaterial wurde bis zu 15 km hoch in die Atmosphäre geschleudert und bis zu einem halben Meter mächtig um den Vulkan abgelagert. Es kam auch zum Austritt von Lava. Schmelzwasser von der Eiskappe führte zu Laharen und Hochwasser. Die Folge der Eruption waren Evakuierungen um den Vulkan und Flugausfälle jenseits der Grenze in Argentinien.
Darüber hinaus steht die Eruption des Calbuco in direktem Zusammenhang mit der Rekordgröβe des Ozonlochs über der Antarktis 2015. Zu erklären ist dieser Zusammenhang mit chemischen Reaktionen von durch die Eruption in die Atmosphäre gelangten natürlichen Halogenverbindungen.
Die Eruption des Calbuco im April 2015 wurde vielfach durch Fotos und Videos dokumentiert. Diese Videoaufnahme zeigt die Eruption bei Nacht: https://www.youtube.com/watch?v=oQPAawaY2D8. Einen Zusammenschnitt verschiedener Szenen findest du hingegen hier https://www.youtube.com/watch?v=zlfDGe4hlAs oder hier: https://vimeo.com/130622230.
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Der Vulkan Calbuco im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution [Quelle öffnen]
Der Vulkan Osorno im Global Volcanism Program der Smithsonian Institution [Quelle öffnen]
Spanischsprachiger CONAF-Eintrag zum Nationalpark Vicente Pérez Rosales [Quelle öffnen]
Wikipedia-Artikel zum Vulkan Calbuco [Quelle öffnen]
Spanischsprachiger Wikipedia-Artikel zum Vulkan Osorno [Quelle öffnen]