Das erste Bild zeigt eine stark bewaldete Landschaft mit einem vegetationsfreien Bereich in der Mitte. Dieser könnte einen Gebirgsstock darstellen. Die kreisförmige Eintiefung in der Mitte könnte sogar auf einen Vulkan hindeuten - ist dieser aktiv, so würde das auch die Vegetationsfreiheit in der Umgebung erklären. Allerdings befindet sich im Vulkankrater offensichtlich zu dieser Zeit mitten im Sommer Schnee oder Eis so dass in unmittelbarer Vergangenheit keine Eruption stattfand.
Das zweite Bild wurde im Spätherbst aufgenommen: die Vegetation ist weniger üppig - möglicherweise dominieren hier laubwerfende Bäume - und in höheren Lagen liegt Schnee. Südöstlich des Vulkans scheint besonders wenig Vegetation vorhanden zu sein. Vor allem fällt jedoch die Wolke auf, die nördlich des Hauptkraters beginnt und sich in nordöstliche Richtung fortsetzt. Hierbei könnte es sich um eine explosive Eruption des Vulkans handeln. der Wind weht aus Südwesten.
Das dritte Bild stammt aus dem übernächsten Sommer. Es ähnelt dem ersten Bild, zeigt jedoch drei wesentliche Unterschiede zu diesem:
- Der Krater ist schnee- bzw. eisfrei. Dies könnte entweder mit den Witterungsbedingungen oder mit vulkanischer Aktivität zu tun haben.
- Im Südwesten, dort wo der Fluβ in den See mündet, hat der vegetationsfreie Bereich auf Kosten der Vegetationsflächen (die dort vermutlich landwirtschaftlich genutzte Gebiete darstellen) und der Seefläche zugenommen. Offenbar wurde hier durch den Fluss eine gröβere Menge an Sediment antransportiert.
- Der Bereich südöstlich des Vulkans ist nur sehr spärlich mit Vegetation bedeckt. Hier könnte man die Hypothese aufstellen, dass die während der im zweiten Bild zu sehenden Eruption geförderte Asche hauptsächlich in diese Richtung transportiert und hier abgelagert wurde (die vorherrschenden Westwinde würden dies durchaus nahelegen).
Tatsächlich zeigen die Bilder den Vulkan vor, während und nach einer sehr starken (plinianischen) Eruption, die am 4. Juni 2011 nach einer 51-jährigen Ruhephase begann und sich in geringerer Intensität bis ins Jahr 2012 hinein fortsetzte. Die Eruption fand - wie im zweiten Bild gut zu sehen - nicht am Hauptkegel des Puyehue statt, sondern an einem Punkt des direkt angrenzenden Spaltenvulkans Cordón Caulle. Es wurden riesige Mengen an vulkanischem Lockermaterial (die Rede ist von 100 Millionen Tonnen) bis zu 10 km in die Luft geschleudert. Ein groβer Teil davon wurde unmittelbar östlich und südöstlich des Vulkans, groβteils auf argentinischem Territorium, abgelagert, was dramatische Folgen für die Landwirtschaft - vor allem in der Nutztierhaltung - nach sich zog. Längerfristig hingegen sind auch positive Effekte durch den Eintrag mineralischer Nährstoffe zu erwarten.
Es kam zu Evakuierungen und zu wesentlichen Einschränkungen im Verkehr: einerseits waren die Straβen in der Umgebung des Vulkans von einer 10 und mehr Zentimeter mächtigen Schicht aus vulkanischem Lockermaterial bedeckt. Andererseits wurde ein Teil der Asche durch die Westwinde rund um den Globus transportiert, was zu Einschränkungen im Flugverkehr u.a. in Argentinien, Brasilien, Südafrika, Australien und Neuseeland führte. Kurioserweise war das letzte Land, in dem Flüge gestrichen werden mussten, Chile selbst: da in der initialen, stärksten Phase der Eruption Westwinde vorherrschten, wurde die Asche zunächst aus dem Land hinausgeblasen und erreichte erst zweieinhalb Wochen später, nach einer Erdumrundung entlang des ca. 40. Breitengrades, den Luftraum über der chilenischen Küste.